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Im Gespräch mit Tim-Oliver Müller: Dieser Mann ist das Sprachrohr für die Bauindustrie

Seine Mutter war in der Politik tätig, sein Vater in der Baubranche. Für ihn war deshalb klar, er wolle später weder das eine noch das andere machen. Heute macht er beides – und zwar mit großem Einfluss. Denn Tim-Oliver Müller ist der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Für unseren Podcast BUILDING SUCCESS stand er jetzt zusammen mit Marvin Ronn in Berlin vor der Kamera.


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Inhalt


Zu Gast beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie


Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie – kurz HDB – macht nichts Geringeres als die komplette Bauindustrie deutschlandweit zu vertreten. Als Hauptgeschäftsführer und zentrales Sprachrohr des Verbands hat Tim-Oliver Müller also einiges zu stemmen. Für unseren Podcast BUILDING SUCCESS nimmt er sich dennoch Zeit. Bevor wir im Foyer des Hauptverbandes mit dem Dreh beginnen, ist bereits alles bis ins kleinste Detail perfekt organisiert.

 


HDB im Überblick


Aber was gehört eigentlich dazu, um quasi eine ganze Branche deutschlandweit zu vertreten? Zuerst einmal die Stimmberechtigung. Wer wird hier eigentlich genau vertreten? Der HDB vereint zehn große und mittelständische Landesverbände, hinter denen oft familiengeführte Unternehmen der Bauindustrie stehen. Hinzu kommen acht Fachverbände, die als außerordentliche Mitglieder hinzukommen. Sie alle repräsentiert der Hauptverband unter einem Dach und dies von der Kommune über das Land bis hin zur Bundesebene. Der HDB gibt der Bauindustrie eine Stimme, die sowohl in der Politik und Verwaltung als auch in der Gesellschaft Gewicht hat. Debattiert wird dabei auch über Deutschland hinaus. Durch das Büro in Brüssel ist die Organisation auch international unterwegs. Schließlich laufen genau hier zahlreiche Fäden der politischen Bühne Europas zusammen. Bei all diesen Aufgaben agiert der HDB in mehrfacher Hinsicht.

 

  • Als Wirtschaftsverband vertritt der HDB die Interessen der Bauindustrie gegenüber Regierung und Institutionen. Er setzt sich für investitionsfreundliche Rahmenbedingungen ein, insbesondere bei Bauvergabe-, Steuer- und Wettbewerbsrecht.

 

  • Als Technikverband fördert der HDB die Entwicklung von Normen und Innovationen, um den Herausforderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz gerecht zu werden. Die Fachabteilungen liefern dabei die nötige Expertise.

 

  • Als Arbeitgeberverband verhandelt der HDB faire Lohnniveaus und Tarifverträge. Zudem engagiert er sich für die Einhaltung von Mindestlöhnen und unterstützt die Ausbildung von Fachkräften.

 

Unser Special Guest: Tim-Oliver Müller


Tim-Oliver Müller ist seit knapp drei Jahren Hauptgeschäftsführer des HDB. Geboren und aufgewachsen in Bonn und auch im Ausland, lebt der heute 39-jährige seit nunmehr 17 Jahren in Berlin. Hier hat er Frau und Tochter. Hier in der Hauptstadt – mit ihrer lebendigen Kunst- und Kulturszene – fühlt er sich zuhause. Seine Mutter war politisch engagiert, sein Vater in der Baubranche, erzählt er Marvin, und obwohl er ursprünglich eine Karriere in der Unternehmensberatung anstrebte, landete er über Umwege im Bundesministerium der Finanzen. Von dort kam er durch gezielte Anfragen zum HDB und übernahm schließlich die Position des Hauptgeschäftsführers, nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand ging.

 

Fachkräftemangel: alarmierende Prognosen

 

Das erste Thema, das Tim-Oliver Müller mit Marvin im Gespräch angeht, ist der Fachkräftemangel – und der ist alarmierend. Schuld daran ist im Besonderen die Altersstruktur. Mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren zählt die Baubranche schon jetzt zu den ältesten Industrien des Landes. Das sei zwar auf der einen Seite gut, sagt Tim-Oliver, weil dadurch sehr viel Know-how und Erfahrung in der Branche vorhanden ist, auf der anderen Seite könnten aber schon bis 2030 150.000 Beschäftigte weniger in der Branche arbeiten.



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Die alarmierenden Prognosen zum Fachkräftemangel sind auch heute schon sichtbar. Wie der HDB auf seiner Website erwähnt, sind die personellen Ressourcen im Baugewerbe in Deutschland bereits jetzt stark ausgelastet. Laut Angaben der Soka-Bau lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft Ende 2023 bundesweit bei etwa 13.000 – deutlich weniger als die rund 18.000 Beschäftigten, die in den Ruhestand gegangen sind. Zudem verzeichnete die Soka-Bau einen Rückgang der Ausbildungszahlen um 2 %, nachdem diese im Vorjahr bereits um 10,8 % eingebrochen waren. Ein weiteres Problem: Nicht alle, die eine Ausbildung im Bauwesen beginnen, bleiben auch in der Branche. Das Statistische Bundesamt berichtet, dass 40 % der Ausbildungsverträge im Hoch- und Tiefbau vorzeitig beendet werden (1).

 

Tim-Oliver Müller weiß aber auch um die Besonderheit der Baubranche und warum sie als Arbeitsumfeld eine echte Chance hat. Das kann genutzt werden, um den düsteren Prognosen entgegenzuwirken. Eines ist jedenfalls klar: Es muss rasch gehandelt werden, um junge Menschen für die Berufe in der Bauindustrie auch in Zukunft zu begeistern. 



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Moderne Technologien als Lösungsansatz

 

Dabei sieht Tim-Oliver nicht nur den Arbeitskräftemangel als Problem, sondern auch die schleppende Einführung neuer Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und Robotik. Während Start-ups und junge Unternehmen der Bauindustrie mit frischen Ideen auf den Markt drängen, sind etablierte Unternehmen noch zögerlich. Insbesondere bei der Datenerhebung und -nutzung sieht Tim-Oliver Nachholbedarf. KI könne die Produktivität steigern und die wachsende Lücke in der Belegschaft schließen, doch viele Firmen sind noch zu zurückhaltend. Auch die Robotik steckt in der Bauindustrie noch in den Kinderschuhen – bisher finden sich Roboter hauptsächlich in Fabriken und weniger auf den Baustellen.

 

Wie sehr sich der HDB für moderne Technologien einsetzt, wird selbstverständlich auch abseits unserer Podcast-Folge ersichtlich. Der Verband hat z.B. mit seinem Leitbild „Digitalisierung am Bau“ klare Wege aufgezeigt, wie die Branche die digitale Transformation vorantreiben kann. Ein Schwerpunkt liegt auf einem notwendigen Kulturwandel in den Unternehmen. So seien eine offene Kommunikation, flache Hierarchien und interdisziplinäre Zusammenarbeit entscheidend.

 

Der HDB betont zudem die Bedeutung der digitalen Souveränität – Bauunternehmen müssen Technologien eigenständig und sicher nutzen können, unterstützt durch eine stabile digitale Infrastruktur. Einheitliche Standards für Baudaten sollen einen reibungslosen Datenaustausch ermöglichen, während Cybersicherheit immer wichtiger wird, um IT-Systeme vor Angriffen zu schützen.

 

Große Chancen sieht der HDB im Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), etwa in der Planung und Bauüberwachung. Dabei müssen ethische Grundsätze stets beachtet werden. Der Verband fordert von Unternehmen und Politik gemeinsam klare Rahmenbedingungen, um die Digitalisierung der Bauindustrie erfolgreich umzusetzen.


Das Leitbild „Digitalisierung am Bau“ ist auf der Website des HDB kostenfrei erhältlich (2).



Modulares und serielles Bauen: Chancen und Herausforderungen

 

Ein weiteres Anliegen Tim-Oliver Müllers ist das modulare und serielle Bauen. Obwohl es in der Kommunikation der Branche stark betont wird, hat es auf dem Markt noch keinen großen Durchbruch erzielt. Tim-Oliver sieht darin jedoch eine wichtige Ergänzung zum konventionellen Bau, die sowohl schneller als auch kostengünstiger realisiert werden könnte. Ziel sei es, durch Vorfertigung von Bauteilen den Bauprozess zu beschleunigen und Kosten zu senken. Damit könnten die Quadratmeterpreise deutlich fallen – eine klare Entlastung für den angespannten Wohnungsmarkt. Allerdings betont unser Podcast-Gast, dass dies nur durch große Abnahmemengen und höhere Stückzahlen erreicht werden kann. Außerdem werde das modulare Bauen den herkömmlichen Wohnungsbau nicht ersetzen, sondern höchstens ergänzen.

 

Tim-Oliver ist auf jeden Fall stolz darauf, dass der HDB es geschafft hat, das serielle Bauen überhaupt wieder zum Thema zu machen. 15 Jahre zuvor war es kein Thema mehr. Nach den Erfahrungen aus den Plattenbausiedlungen wollten die Leute diesen potenziell vielversprechenden Ansatz nicht mehr verfolgen.



Marode Infrastrukturen – es muss dringend gehandelt werden

 

Neben den städtischen Bauprojekten ist Tim-Oliver Müller besonders besorgt über den Zustand der öffentlichen Infrastruktur. Ein Vorfall in Dresden, bei dem eine Brücke kurz vor der Durchfahrt eines Zuges einstürzte, hat ihm deutlich gemacht, wie dringend Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur nötig sind. Er kritisiert, dass solche Vorfälle schnell wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden, obwohl sie symptomatisch für den maroden Zustand vieler Brücken in Deutschland sind. Tim-Oliver warnt: Wenn nicht bald mehr Mittel bereitgestellt werden, hinterlassen wir der nächsten Generation eine Infrastruktur, deren Sanierung immens teuer wird.


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BUILDING SUCCESS mit Tim-Oliver-Müller, dem Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie


In der aktuellen Episode BUILDING SUCCESS spricht Tim-Oliver Müller mit Marvin Ronn über alles, was die Baubranche aktuell bewegt. Hör dir jetzt die gesamte Folge auf Youtube an.



Oder auf folgenden Plattformen anhören:

 

Fazit


Die Herausforderungen der Bauindustrie sind komplex und reichen von der Bewältigung des Fachkräftemangels über den Einsatz neuer Technologien bis hin zu wichtigen Investitionen in die Infrastruktur. Doch trotz dieser Herausforderungen bleibt Tim-Oliver Müller zuversichtlich. Er sieht in der Branche das Potenzial, innovative und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die weit über die Gegenwart hinaus Bestand haben. Insbesondere die gezielte Förderung der Digitalisierung und der Einsatz von Technologien wie künstlicher Intelligenz bieten enorme Chancen, die Produktivität zu steigern und die Bauwirtschaft langfristig zu stärken. Mit einem klaren Fokus auf die Zukunft wird die Branche auch in der Lage sein, die nötigen Weichen zu stellen, um in den kommenden Jahrzehnten erfolgreich zu bleiben.





 

Quellen

 

 


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