Eine Frage der Verantwortung: Architektur von Eike Becker
Er hatte sich als junger Mensch einmal die Frage gestellt, wo er die architektonischen Meisterwerke unserer Zeit findet. Für eine Antwort zog es Eike Becker nach seinem Architekturstudium unter anderem nach London, wo er direkt von Größen wie Norman Foster und Richard Rogers lernte. Heute – mehr als 30 Jahre später – gehört er selbst zu diesen Größen der Architekturszene. In unserem TOPEOPLE GROUP PODCAST BUILDING SUCCESS hat er seine Erfahrungen mit uns geteilt.
Eike Becker sitzt so bodenständig und nahbar in unserem Podcast-Studio, dass man es kaum glauben mag: Aber wir werden gleich mit einer Koryphäe der Architektur-Szene ins Gespräch einsteigen. Er ist Pionier, Visionär, Zukunftsgestalter. Die Themen, die wir besprechen, werden vielfältig sein. Sie reichen von Eike Beckers persönlichem Lebensweg über nachhaltige Architektur und Holzbau bis hin zu den Auswirkungen von KI auf die Baubranche.
🏛️ Eike Becker: In Genf zur Architektur gefunden
Im Gespräch mit unserem CEO Marvin Ronn führt Eike Becker uns ganz zurück zum Anfang seiner Karriere. Aufgewachsen ist er in Hamburg und Bremen, aber es ist vor allem ein Erlebnis in Genf, das ihn nach seinem Abitur zur der Entscheidung führt, Architekt zu werden. Genauer gesagt, gibt ihm den Impuls dazu ein in Genf gelegenes Wohngebäude. Es bietet Apartments, die über zwei Treppenhäuser erschlossen werden können und durch große Fenster zu einem Blick auf den Genfer See einladen. Es handelt sich um das Maison Clarté, das von Le Corbusier 1932 entworfen wurde, einem der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts.
So entscheidet sich Eike also zum Architekturstudium, was er dann ab 1983 an der RWTH Aachen in die Tat umsetzt. Zwischen 1989 bis 1990 wechselt er die Studienorte. Es zieht ihn an die École nationale supérieure d’architecture de Paris-Belleville und an die Universität Stuttgart. Nach dem Diplom absolviert er zwei Lehrjahre in London – zunächst bei Norman Foster Associates, dann im Büro von Richard Rogers. Hat er die imposante, zeitlose Architektur, nach der er auf der Suche war, dort gefunden? Aus dem weiteren Verlauf des Gesprächs wird für uns klar, dass Architektur für Eike Becker weit mehr bedeutet, als imposant zu sein.
🛠️ Ein Gründer mit einer Berufung
Nach der Wiedervereinigung zieht es Eike in die damals neu ernannte Hauptstadt Berlin, wo er 1991 zusammen mit seinen Partnern sein erstes Architekturbüro gründet und damit seine Karriere beginnt. Im Jahr 1999 folgt dann die Gründung des Architekturbüros Eike Becker_Architekten zusammen mit Helge Schmidt – ein Unternehmen, das sich bis heute auf dem Markt behaupten kann und das in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert, wie Marvin anmerkt.
Auf Marvins Frage hin, welche Themen Eike seit dem Beginn seiner Karriere am weitesten gebracht haben, erwidert er, dass er einst als Student ein Vordach aus alten Windschutzscheiben baute, die er auf dem Schrottplatz gefunden hatte. Schon damals begreift er, dass in seiner persönlichen Architektur Nachhaltigkeit, Recycling und wiederverwertbare Materialien eine große Rolle spielen sollen. Diese Entscheidung prägt seine Architektur bis heute.
🌎 Die Kräfte nutzen, die uns natürlich zur Verfügung stehen
Was Architektur für Eike genau bedeutet und ausmacht, wird im weiteren Gespräch von BUILDING SUCCESS schnell klar. In den letzten 25 Jahren hat sich sein Architekturbüro intensiv der Herausforderung gestellt, Gebäude immer energieeffizienter zu gestalten – und das am besten mit möglichst wenig Technik. Ein wesentliches Element ist dabei der innovative Einsatz von natürlichen Ressourcen und physikalischen Prinzipien, wie etwa der Thermik.
So berichtet Eike von der Integration speziell angefertigter Lüftungskästen in Fassaden von Gebäuden. Diese ermöglichen es, frische Luft effizient durch das Gebäude zirkulieren zu lassen, indem zwei kleine Ventilatoren die kühle Nachtluft durch die Räumlichkeiten leiten. Dieser Ansatz minimiert den Bedarf an mechanischer Kühlung und trägt signifikant zur Reduktion des Energieverbrauchs bei.
Aber das ist nur eine Möglichkeit, die Eike sieht, um Gebäude nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen. So kann beispielsweise mit dem Einsatz von Erdwärme und Erdwärmepumpen, die durch den Strom von Photovoltaikanlagen gespeist werden, ein geschlossener, umweltfreundlicher Kreislauf geschaffen werden. Der Energiebedarf für Heizung und Kühlung wird auf einen Schlag drastisch reduziert.
Grundsätzlich geht es darum, die Kräfte, die ganz natürlich zur Verfügung stehen, optimal für die Zwecke des Menschen einzusetzen. Eike spricht in diesem Kontext auch über die Nutzung der Wasser-Fließgeschwindigkeit in Flüssen, wie beispielsweise dem Main. Durch die Installation von Anlagen, welche die kinetische Energie des fließenden Wassers nutzen, kann zusätzliche erneuerbare Energie gewonnen werden. So können lokale erneuerbare Energiequellen genutzt werden, ohne zusätzlichen Aufwand für den Transport.
🪵 Holz – der Baustoff für eine umweltfreundliche Architektur
Im Verlauf des Gesprächs mit Eike Becker wird schnell klar, dass er in seiner ganzheitlichen Betrachtung noch einen weiteren Schwerpunkt legt. Eine umweltbewusste und nachhaltige Architektur zu fördern, darf sich nicht allein auf einen möglichst grünen Energieverbrauch von Gebäuden beziehen. Es muss schon viel früher angesetzt werden: bei den nachhaltigen Rohstoffen. Deshalb sieht Eike Becker gerade für den Holzbau eine Zukunft. Als er selbst den Holzbau in sein Portfolio aufgenommen hat, lag der Marktanteil für Gebäude mit dem grünen Baustoff nach eigener Aussage noch bei einem Prozent. Inzwischen sind es 10 Prozent – Tendenz steigend.
Aber was macht Holz eigentlich so attraktiv? Der grüne Baustoff zeichnet sich nicht nur durch seine Fähigkeit aus, Kohlenstoff zu binden und so zur Reduktion von Treibhausgasen beizutragen, sondern ist auch während seiner Entstehungsphase umweltfreundlich. Während des Wachstums absorbieren Bäume aktiv Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre, speichern den Kohlenstoff und setzen Sauerstoff frei, was direkt zur Verbesserung der Luftqualität und zur Verringerung des Treibhauseffekts beiträgt. Im Vergleich zu herkömmlichen Materialien wie Stahl oder Beton weist die Produktion von Holzprodukten also deutlich geringere Emissionen auf, die bei der Vorproduktion – dem Holzwachstum – sogar dem CO2 Anstieg in der Atmosphäre entgegenwirken. Durch nachhaltige Forstwirtschaft kann Holz zudem immer wieder nachwachsen und erneut CO2 aus der Luft filtern. Wenn es in den Gebäuden langfristig eingebaut wird, ist der Atmosphäre dauerhaft Kohlenstoff entzogen.
Kurz gesagt: Holz ist ein Schlüsselelement im Kampf gegen den Klimawandel, das nicht nur während seiner Nutzung, sondern bereits in seiner Entstehungsphase einen positiven Effekt auf die Umwelt hat.
Holzbau-Innovationen direkt hier in Offenbach
Ein Thema das Eike und Marvin über diese Podcast-Folge hinaus verbindet, wurde schließlich auch noch zum Thema: Denn Rockywood am Offenbacher Hafen, welches von Eike Becker geplant wurde, ist auch der Sitz von TOPEOPLE GROUP. Noch wichtiger: Rockywood ist ein Musterbeispiel in der Verwendung von Holz als nachhaltiges Baumaterial. Das Gebäude wurde aus Holzmodulen erbaut, die auf einem Betonfundament so zusammengesetzt wurden, dass sie innerhalb einer kurzen Bauzeit flexible Büroflächen ermöglichen. Insgesamt finden hier 2.600 m³ Holz Verwendung, was dazu beiträgt, 2.384 Tonnen CO2 zu speichern. Wie Eike erzählt, wurde auch beim Klebstoff darauf geachtet, dass er möglichst umweltfreundlich ist. Das zeitgenössische Bürogebäude direkt am Wasser besticht aber auch durch seine raumhohen Fenster, die für lichterfüllte Arbeitsbereiche sorgen, sowie durch einen freien Blick auf den Hafen, den Main und die Frankfurter Skyline. TOPEOPLE GROUP ist mächtig stolz darauf, 1.300 qm2 Fläche von Rockywood zur Verfügung zu haben.
Neben Rockywood fällt das Gespräch noch auf einen weiteren innovativen Holzbau, der unter der Verantwortung von Eike Becker im Herzen von Offenbach entstehen soll – NAMU. Dieser bemerkenswerte Holzhybridturm, der mit einer Höhe von 124 Metern und 32 Stockwerken auf einer Bruttogrundfläche von etwa 60.000 m² unweit der Mainbrücke am Kaiserlei errichtet werden soll, wird nach Fertigstellung das höchste Holzgebäude der Welt darstellen, wie Eike uns erzählt. Der Turm wäre ein echtes Wahrzeichen für die gesamte Rhein-Main-Metropolregion und wird die Gegend städtebaulich prägen. Aber auch wenn das noch Zukunftsmusik ist: Eike stellt klar, dass die planungsrechtlichen Grundlagen für den Bau bereits abgeklärt sind. Die Fertigstellung ist für 2027 geplant.
👷♂️ Der Mensch hinter dem Architekten
Marvin Ronn wäre nicht der CEO von TOPEOPLE GROUP, wenn ihn nicht auch die Menschen hinter ihren Berufen interessieren würden. So war für uns mit Beginn der Podcastfolge klar, dass Marvin unseren renommierten Gast auch fragen würde, was ein bekannter Architekt außerhalb der Arbeit macht. Für uns stach dabei heraus: Eike Becker ist interessiert an gesellschaftlichen, soziologischen und wirtschaftlichen Bedingungen und Entwicklungen. Er versteht dies auch als einen Teil seiner Aufgabe als Architekt.
Auch bringt Eike sich gerne ein und engagiert sich, die Baukultur voranzubringen. Er ist Vorstand des Freundeskreises des deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, Beirat der Bundesstiftung Baukultur und sitzt zudem im Gestaltungsbeirat von Kiel. In seiner Freizeit zeichnet Eike sehr gerne. Kreativität ist für ihn eine Notwendigkeit.
🧠 KI – Architektur in die Zukunft gedacht
Nachdem es – natürlich nur im besten Sinne – bei BUILDING SUCCESS persönlich wurde, geht es für Marvin und Eike zum Schluss noch einmal in Richtung Branche. Was unser Gast uns bis hier her definitiv schon mit auf den Weg gibt, ist die Erkenntnis, dass wir eine gute Welt für Menschen nur erreichen können, wenn sie auch gut für die Natur ist. Wir müssen in die Kreisläufe gelangen und anderen Lebewesen den Raum geben, den sie brauchen. Nur so können wir lernen, nicht nur zu „überleben“, sondern auch ein gutes Leben zu führen. Marvin und Eike sind sich darin einig, dass künstliche Intelligenz uns dabei helfen kann.
Eike Becker hat selbst ein Team, das sich mit KI beschäftigt. Er vertritt die Überzeugung, dass KI eine Ressource sein sollte, die allen zugutekommt und nicht nur eine Handvoll Akteure stärkt. In seinem Architekturbüro wird sowohl die bestehende KI-Plattform Midjourney für kreative Prozesse eingesetzt, als auch an der Entwicklung einer eigenen, spezialisierten Software gearbeitet. Diese soll insbesondere die Integration und Optimierung von Entscheidungs- und Designflüssen mit Prozessen des Projektmanagements verbessern.
Ein zentraler Aspekt dieser Softwareentwicklung ist das Unternehmen SAMU, das hinter den technologischen Innovationen steht. SAMU zielt darauf ab, ein umfassendes Netzwerk zu schaffen, das nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch die zwischenmenschliche Zusammenarbeit fördert. Die Ambition ist es, eine Plattform zu entwickeln, die eine präzise Planung ermöglicht – von der Terminierung bis hin zur Protokollierung von Meetings. Durch die Verknüpfung dieser Elemente sollen Anwender in der Lage sein, kommende Herausforderungen bereits weit im Voraus zu identifizieren und entsprechend zu planen. Der Fokus liegt auf der Vorausschau und der Schaffung von Strukturen, die Arbeitsabläufe vereinfachen und die Effizienz steigern.
Die gesamte Podcastfolge mit Eike Becker findest du hier!
Neben Youtube kannst du dir den Podcast natürlich auch auf anderen Plattformen anhören:
Fazit
Nachhaltige Materialien – insbesondere Holz –, die innovative Nutzung natürlicher Ressourcen, um die Energieeffizienz von Gebäuden zu optimieren, sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz: Eike Becker betont bei uns im PODCAST BUILDING SUCCESS, was eine umweltfreundliche und damit zukunftsfähige Architektur ausmachen könnte. Sein Erfolg zeigt, dass er sich sicherlich auf dem richtigen Weg befindet.
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